Fortschritt und Utopie
Christian Fuchs (christian@igw.tuwien.ac.at)
Der Begriff der Utopie hat seit Marx’ und Engels’ Auseinandersetzung mit den utopischen Sozialisten und den Anarchisten im kritischen Denken den dominierenden Beigeschmack des Irrealen, Irrationalen, Esoterischen, Phantastischen, Unvermittelten und Unrealistischen gehabt[1]. Proletariat und Produktivkräfte seien zur Zeit des sozialen Utopismus noch unentwickelt gewesen, daher seien diese sozialistischen Vorstellungen idealistisch geblieben und notwendigerweise gescheitert. Marx und Engels betonen aber auch die „genialen Gedankenkeime und Gedanken, die unter der phantastischen Hülle überall hervorbrechen“[2], der Sozialismus habe sich aber erst später auf Basis der fortgeschrittenen Produktivkraftentwicklung von der Utopie zur Wissenschaft entwickeln können, die den Sozialismus nicht als zufälliges Gedankenprodukt, sondern als real-mögliche Entwicklung fasst, die aus Klassenkämpfen und Produktivkraftentwicklung entspringt. “Die Utopisten, sahen wir, waren Utopisten, weil sie nichts andres sein konnten zu einer Zeit, wo die kapitalistische Produktion noch so wenig entwickelt war. Sie waren genötigt, sich die Elemente einer neuen Gesellschaft aus dem Kopfe zu konstruieren, weil diese Elemente in der alten Gesellschaft selbst noch nicht allgemein sichtbar hervortraten; sie waren beschränkt für die Grundzüge ihres Neubaus auf den Appell an die Vernunft, weil sie eben noch nicht an die gleichzeitige Geschichte appellieren konnten“[3].
Eine Auseinandersetzung mit dem Utopiebegriff stellt Fragen nach der Bedeutung der Zukunft im Hier und Jetzt, nach der Möglichkeit des praktischen Eingreifens in bestehende Verhältnisse, um wünschenswerte Zukunft zu erreichen, progressive Entwicklungstendenzen zu beschleunigen und destruktive zu unterbinden, sowie Fragen nach der Rolle des Wünschens und Antizipierens in der kritisch-progressiven Veränderung der Welt nach Vorwärts. Marcuses und Blochs Ideen sind dabei heute noch immer von brennender Aktualität, vor allem angesichts der Tatsache, dass heute häufig das Hereinholen der objektiv wahren Zukunft in die Gegenwart mit dem Argument des Endes der Geschichte ideologisch unterbunden wird, womit die Gegenwart als Zukunft festgeschrieben werden soll und damit eine objektiv falsche Zukunft als unvermeidbare Notwendigkeit entworfen wird. Dieser Tatbestand ist noch prekärer angesichts der Tatsache, dass wir mit einem zunehmenden Grad an Schlechtigkeit des Jetzt konfrontiert sind, das sich in der rasanten Zunahme der globalen Probleme manifestiert und durch neoliberale Entwicklungskräfte vorangetrieben wird.
Marcuse hat keine Theorie der Utopie ausgearbeitet, er benutzt den Begriff sporadisch und inkonsistent. Es überwiegen jene Verwendungsweisen, bei denen Utopie als unrealistische Phantasterei gilt[4]. So spricht Marcuse etwa vom „Niemandsland der Utopie“[5], er argumentiert in Triebstruktur und Gesellschaft unter der Überschrift „Phantasie und Utopie“, dass die utopischen Ansprüche der Phantasie im Laufe der Zeit in der entwickelten Gesellschaft mit historischer Realität gesättigt werden und der Utopiebegriff daher seine Bedeutung verliere[6]. Im Eindimensionalen Menschen wird der Utopiebegriff an exakt vier Stellen verwendet, wiederum in eben genannter Bedeutung[7]. Besonders deutlich wird dies, wenn Marcuse argumentiert, dass Alternativen zum Kapitalismus zumeist auf Grund dessen Leistungsfähigkeit als „utopisch“ abgetan werden, dass es aber eine Stufe geben wird, auf der „die Errungenschaften der Wissenschaft und das Produktivitätsniveau die utopischen Züge der Alternativen beseitigt haben – wo eher die bestehende Wirklichkeit utopisch ist als ihr Gegenteil“[8].
Explizit dem Thema Utopie widmete sich Marcuse vor allem in seinem Text Das Ende der Utopie[9]. Hier zeigt sich wiederum, dass er den Begriff wohl kritisch sah, da dieser häufig verwendet wurde, um Alternativen zum Kapitalismus zu denunzieren[10]. Marcuse definiert Utopie zunächst historisch als „Projekte gesellschaftlicher Umgestaltung, die für unmöglich gehalten werden“[11], schlägt dann aber eine außerhistorische Verwendungsweise vor, man könne von Utopie nur sprechen, „wenn ein Projekt der gesellschaftlichen Umwandlung wirklichen Naturgesetzen widerspricht. Nur ein solches Projekt ist in striktem Sinn utopisch“[12]. Dies ist eine verworrene, etwas unbegründete und unklare Haltung. Marcuse spricht hier als Utopie von dem, was Bloch das formal Unmögliche („bedeutungsloser Unsinn“) nannte[13]. Marcuses wesentliche Aussage in diesem Text ist, dass die Produktivkräfte derart hoch entwickelt sind, dass das Reich der Freiheit real-möglich ist, daher sei das Ende der Utopie erreicht sei. Utopie wird dabei dann aber doch wiederum im ersten Sinn als für unmöglich gehaltene Projekte verstanden. „Aber es gibt ein meiner Meinung nach gültiges Kriterium für die mögliche Realisierung [der Umwälzung], nämlich, wenn die materiellen und intellektuellen Kräfte für die Umwälzung technisch vorhanden sind, obwohl deren rationale Verwendung durch die bestehende Organisation der Produktivkräfte verhindert wird. Und in diesem Sinne, glaube ich, können wir heute in der Tat von einem Ende der Utopie reden. Alle materiellen und intellektuellen Kräfte, die für die Realisierung einer freien Gesellschaft eingesetzt werden können, sind da. [...] die sogenannten utopischen Möglichkeiten [...] [sind] gar nicht utopisch [...], sondern die bestimmte geschichtlich-gesellschaftliche Negation des Bestehenden“[14]. Marcuse spricht hier eine Wahrheit in bezug auf den Entwicklungsstand des Spätkapitalismus aus, die auch heute noch gilt und in der Tat durch die zunehmende Bedeutung der computergestützten Automation und Vernetzung immer umfassender gilt, ob deshalb aber der Begriff der Utopie als Kritikbegriff aufgegeben werden sollte, ist mehr als fraglich. Marcuses Aussagen sind inkonsistent, da er im selben Text den Begriff der Utopie auch positiv verwendet, z.B. wenn er in Angesicht der realen unmittelbar-konkreten Möglichkeit des Reichs der Freiheit davon spricht, man müsse auch die Möglichkeit eines Weges des Sozialismus von der Wissenschaft zur Utopie ins Auge fassen[15].
Angebrachter als Marcuses Verwendungsweise erscheint uns jene von Bloch, da dieser bestrebt war, die Utopie als das Wünschen und Antizipieren des Real-Möglichen, als Waffe der Kritik und Motivation der Praxis zu begreifen. Für Bloch ist Utopie als Kritik und Denken einer real möglichen besseren Zukunft ein Moment progressiv-verändernder Praxis. Der Utopiebegriff ist für Gesellschaftskritik wichtig, da die Utopie die Existenz des Möglichen offenbart, es der Phantasie ermöglicht, auf das schlechte Reale einzuwirken, und das Engagement des Intellektuellen beim Aufbau einer besseren Welt erleichtert[16]. Utopie kann derart Offenbarung der Existenz des objektiv-real Möglichen, Aufforderung zur Erforschung des objektiv-real Möglichen und Aufforderung zur praktischen Transformation des objektiv-real Möglichen in Wirkliches sein.
Das, was für Marcuse Utopie, ist für Bloch bloß schlechte, abstrakte Utopie. Der abstrakte Utopismus versuche die Verhältnisse nur aus dem Kopf zu verbessern, eine solche Utopie sei mit der vorhandenen gesellschaftlichen Tendenz und Möglichkeit nicht vermittelt[17], sondern Abirrung im Leer-Möglichen, unreife Schwärmerei und Träumerei, ohne Kontakt mit der wirklichen Tendenz nach vorwärts, ins Bessere[18]. Sie sei ungeschichtlich, undialektisch und statisch[19]. Konkrete Utopie vereine Nah- und Fernziel, Etappe und Ziel[20], sie nehme Real-Mögliches voraus[21], verstehe die Tendenz des Wirklichen, die objektiv-reale Möglichkeit[22], sei „Realismus voll Zukunft“ und genau vermittelt mit den gegebenen Bedingungen[23]. Ihr komme es darauf an, den Traum ihrer Sache genau zu verstehen, sie wolle die Formen und Inhalte entbinden, die sich im Schoss der Gesellschaft bereits entwickelt haben, sie sei daher „realistische Antizipation des Guten“[24]. Materie sei in Möglichkeit begriffen, offene, dialektische Prozessmaterie, daher auch utopisch beschaffene Materie[25]. Die Offenheit der Welt, gefasst als prozessuales Noch-Nicht, mache Utopie zum Realzustand der Unfertigkeit[26]. Materie gilt Bloch als Substanz des utopischen Weltprozesses[27]. Die Utopie ist auf Zukünftiges bezogen, sie ist methodisches Organ fürs Neue[28].
Dies heißt nun aber nicht, Bloch sei der fortschrittliche und Marcuse der rückschrittliche Utopiedenker gewesen. Bei Bloch finden sich durchwegs problematische, da deterministische Annahmen, denn trotz aller bedingten Offenheit der Welt, die dem Menschen eine bedeutende geschichtsbildende Rolle durch praktische Veränderungstätigkeit hin zum Besseren zuweist, strebt bei ihm der Weltprozess zu auf einen höchsten Endzustand, in dem Entwicklung und Geschichte aufhören[29]. Marcuse war kein eindeutiger Gegner des Utopiebegriffs, es finden sich verstreute Verwendungsweisen, die sehr an Bloch erinnern oder an diesen direkt anschließen. Das Problem mit Marcuse ist also nicht ein Mangel an Denken und Antizipieren des besseren Zukünftigen, sondern die unentschlossene Hybridität, die Schizophrenie zwischen Ablehnung und positiver Nutzbarmachung des Utopiebegriffs. Positiver Utopiebezug wird beispielsweise hergestellt, wenn Marcuse davon spricht, dass die Rebellen von ’68 „radikal utopische“ Forderungen vertraten, die Ausdruck „konkreter politischer Praxis“[30] waren (hier ist also die Rede von konkreter Utopie). Oder wenn es heißt: „Den technischen und technologischen Kräften des fortgeschrittenen Kapitalismus und Sozialismus wohnen utopische Möglichkeiten inne, und die rationale Nutzbarmachung dieser Kräfte in weltweitem Ausmaß würde in durchaus absehbarer Zukunft Armut und Knappheit beenden“[31]. An anderer Stelle spricht Marcuse vom „noch nicht real existierenden Sozialismus“, dieser müsse als „konkrete Utopie“ zum Leitfaden und Leitbild der Analyse werden. So könne sich die „Basis der Utopie im Bestehenden“ zeigen[32]. Der Bloch-Bezug ist unverkennbar. In seinem Vortrag beim Internationalen Philosophiekongress in Korcula 1968 würdigte Marcuse den anwesenden Bloch, er meinte dessen Geist der Utopie habe gezeigt, „wie realistisch utopische Konzepte sein können, wie eng verbunden mit dem Handeln, mit der Praxis“[33]. Ein deutlicher Bloch-Bezug auch an einer Stelle, in der die Rede ist von der „konkrete[n] Utopie der solidarischen Arbeit an der Befriedigung des Lebens und der Lebenswelt – eine Utopie, ohne die die Marxsche Theorie nicht zum Leitfaden sozialistischer Praxis werden kann“[34]. Anderswo: „Blochs Idee der konkreten Utopie bezieht sich auf eine Gesellschaft, in der die Menschen es nicht mehr länger nötig haben, unter Bedingungen der Entfremdung ihr Leben als ein Mittel zur Erringung des Lebensunterhalts zu leben. Konkrete Utopie: ‚Utopie’ weil eine solche Gesellschaft bisher noch nirgendwo existiert; ‚konkret’ weil eine solche Gesellschaft eine reale historische Möglichkeit darstellt“[35]. Die Kunst sei „Antrieb zur Verwirklichung der ‚konkreten Utopie’ (Ernst Bloch)“[36]. Eine Utopie ist für Marcuse in der Tat nur dann wahr, wenn sie konkret ist. Dies verdeutlicht er in einem der beiden Wahrheitskriterien der „historischen Rationalität“: „Der transzendente Entwurf muss mit den realen Möglichkeiten übereinstimmen, die auf dem erreichten Niveau der materiellen und geistigen Kultur offen sind“[37].
Marcuses Ideen zur Bedeutung des konkreten Antizipierens möglicher Zukünfte und die entscheidende Rolle der Phantasie für Kritik und Praxisanleitung sind mit jenen von Bloch über große Strecken kongruent, problematisch und für die Verwirrungen verantwortlich, ist ein zu sorgloser Umgang mit dem Utopiebegriff, ein Fehlen der Unterscheidung zwischen abstrakter und konkreter Utopie bei Marcuse.
Es ist bekannt, dass Marcuse die Ansicht vertrat, die Produktivkräfte seien derart weit entwickelt, dass ein unmittelbarer Übergang ins Reich der Freiheit objektiv-reale Möglichkeit sei, diese Möglichkeit aber durch sozio-technische Kontroll- und Manipulationsinstanzen des Bewußtseins subjektiv verhindert werde und durch die Entfaltung von Destruktivpotenzialen der Technik in ihr Gegenteil umschlage[38]. Für Marcuse war das Reich der Freiheit also konkrete Utopie, die er auf Grund der aktuellen technischen und organisatorischen Entwicklungen des Spätkapitalismus analytisch zu bestimmen vermochte. Eben wegen dieser These wurde Marcuse von Bloch und anderen abstrakter Utopismus vorgeworfen. So sprach Bloch in Bezug auf Marcuse von „revolutionärer Romantik“[39] und meinte: „Meine Utopie ist eine konkrete, die von Marcuse ist es nicht. Er ist zu sehr Idealist. Was ich anstrebe ist, aus der Gegenwart das Mögliche, das in ihr angelegt ist, herauszulesen. [...] Ich habe niemals daran gedacht, so weit wie Marcuse in dem zu gehen, was irreal utopisch ist. Marcuse war von der Parole begeistert worden, die die französischen Studenten im Mai 1968 an die Wände von Paris geschrieben hatten: ‚Laßt und realistisch sein, fordern wir das Unmögliche’!“[40]. Ähnlich charakterisiert Helmut Fahrenbach Marcuses Theorie als abstrakt-utopisch: „Wenn und solange kritische Theorie die alternativen Möglichkeiten qualitativer Veränderung nur über den totalen anthropologischen und gesellschaftlichen ‚Bruch’ mit dem Gegebenen entwerfen kann, ist ‚konkrete Utopie’ als Entwurf ‚realer’ (realitätsvermittelter) Möglichkeiten verhindert. [...] Es sind wohl vor allem solche abstrakt utopischen Züge und der von Marcuse postulierte Bruch zusammen mit der Beschwörung eines ‚neuen Menschen’ gewesen, die pikanterweise Bloch veranlaßt haben, Marcuses utopisches Denken als ‚nicht konkret’ und ‚idealistisch’ zu beurteilen“[41].
Im Gegensatz zu diesen Ansichten hat sich jedoch Marcuses Hypothese der objektiv-realen Möglichkeit des Reichs der Freiheit im Lauf der folgenden Jahrzehnte auf Grund von 3 Tendenzen bestätigt:
· Automation: die Informatisierung der Ökonomie hat immense Produktivitätsschübe freigesetzt, die (zumindest in den am technisch am höchsten entwickelten Gesellschaften) die Summe der gesellschaftlich notwendigen Arbeit massiv reduzieren. Wurde dieselbe Warenmasse vor 20, 50 oder 100 Jahren mit einer bestimmten Anzahl von Arbeitsstunden hergestellt, so ist diese Zahl im informationellen Kapitalismus bedeutend geringer. In den USA wurde die im Jahr 1958 innerhalb einer Stunde produzierte Automenge im Jahr 2000 in weniger als 18 Minuten hergestellt. Und das 1987 in einer Stunde produzierte Computerzubehör wurde 2000 bereits in weniger als 3 Minuten gefertigt[42].
· Vernetzung: die Netzwerktechnologie ermöglicht eine neue Effizienz der Produktion, diese ist nunmehr zunehmend global verteilt und erfolgt vermittelt durch dezentrale, räumlich und zeitlich entbettete Kommunikation. Es kommt zur Ausbildung eines transnationalen Produktionsregimes als neuem Schub der ökonomischen Globalisierung[43].
· Kooperation: Durch die neuen dezentralen, vernetzten Produktionsformen erweitert sich die materielle Basis der Kooperation. Sie sind Vorschein, aber gleichzeitig auch ideologisches Hemmnis, einer vollständig kooperativen Wirtschaftsform[44].
Automation, Vernetzung und Kooperation sind jene drei Tendenzen des Spätkapitalismus, die zum Entwicklungsmodell des globalen informationellen Kapitalismus[45] führen, und das Reich der Freiheit in den Produktivkräften als objektiv-reale Möglichkeit der zukünftigen Entwicklung vorscheinen lassen. Die freie Tätigkeit- und Freizeitgesellschaft, die sich durch ein Maximum an Wohlstand, Sicherheit, Teilhabe und soziale Rechte für alle auszeichnet, ist heute konkrete Utopie. Wer heute noch vom sozialistischen Übergangsstadium zum Reich der Freiheit als objektiv-realer Möglichkeit spricht, ist kein konkreter Utopist, sondern ein zu spät gekommener Ungleichzeitiger, der eine Überbauideologie vertritt, die dem Kapitalismus des 19. Jahrhundert adäquat gewesen sein mag, nicht jedoch dem Stadium des informationellen Kapitalismus. Wenn diese Möglichkeit heute jedoch ganz und gar nicht Wirklichkeit zu werden scheint, so liegt dies nicht daran, dass sie nicht objektiv vorhanden wäre, sondern dass es subjektiv zu einer Unterdrückung jenes fortschrittlichen Bewußtseins kommt, das als notwendige Bedingung die objektiven Kräfte von der Keimform praktisch in die Reinform gesellschaftlichen Daseins überführt.
Marx und Engels kritisierten die kollektivistischen Anarchisten um Bakunin im 19. Jahrhundert zu Recht für deren realitätsferne These, der Übergang zum Kommunismus mitsamt der sofortigen Aufhebung des Staates sei unmittelbar möglich, denn der Entwicklungsstand der Produktivkräfte war zu dieser Zeit zu gering. Die Anarchisten des 19. Jahrhunderts waren abstrakte Utopisten. Doch wie Bloch wußte, steckt in jeder abstrakten Utopie ein Stück zu früh gekommener Wahrheit. Die visionären Gesellschaftsentwürfe der frühen kommunistischen Anarchisten sind unter heutigen Bedingungen von abstrakten zu konkreten Utopien geworden. Der Marxismus hat immer unter einem Mangel an kritischer Phantasie, die sich auf die beschreibende Antizipation der besseren Welt bezieht, gelitten. Eine unvoreingenommene, kritische Diskussion der Visionen von kommunistischen Anarchisten wie Peter Kropotkin[46], Alexander Berkmann[47], Erich Mühsam[48] oder Rudolf Rocker[49] würde sich unter Bedingungen des globalen, informationellen Kapitalismus sicher lohnen, um das Utopiedefizit auszugleichen und den Marxismus auf die Höhe der Zeit zu bringen[50]. Wohlgemerkt ist hier die Rede vom kommunistischen Anarchismus, wie er heute etwa noch von Murray Bookchin konsequent vertreten wird, und nicht vom Individualanarchismus eines Max Stirners oder den Abirrungen eines Pierre-Joseph Proudhon. Die kommunistischen Anarchisten warfen den Marxisten den Glauben an den Staatssozialismus als abstrakten Utopismus vor, als solcher hat dieser sich heute sicherlich erwiesen. Kropotkins Vision des Wohlstands für alle ist heute konkrete Utopie, richtig erkannt wurde dies indirekt von Marcuse. Noam Chomsky schreibt in Bezug auf den Vorwurf des abstrakten Utopismus an den sozialen Anarchismus: „Indeed, many commentators dismiss anarchism as utopian, formless, primitive, or otherwise incompatible with the realities of a complex society. One might, however, argue rather differently: that at every stage of history our concern must be to dismantle those forms of authority and oppression that survive from an era when they might have been justified in terms of the need for security or survival or economic development, but that now contribute to – rather than alleviate – material and cultural deficit“[51]. Die Zwei-Phasen-These war auf dem Stand der Zeit des 19. Jahrhunderts, heute ist sie überholt, vorzeitig und kann keine historische Wahrheit beanspruchen. Bloch irrt ganz und gar, wenn er in Bezug auf Bakunins Unmittelbarkeitsthese spricht von „undurchdachte[m], in Unmittelbarkeiten sich erschöpfende[m] Freiheitsgefühl“ und von einem „Stück Zukunft in der Zukunft, zu dem nirgends gegenwärtige Voraussetzungen bestehen“[52]. Bakunin war ein schlechter Theoretiker, der Marx intellektuell kaum gewachsen war und sich in seinem Hauptwerk Staatlichkeit und Anarchie auf hunderten Seiten fast ausnahmslos auf die monotone Geißelung des deutschen Autoritätsdenkens versteifte. Doch die Gedanken seiner Nachfahren im Geiste, die sein Denken mit jenem von Marx synthetisierten, um beim kommunistischen Anarchismus zu landen, sind heute mehr konkrete Utopie, als Bloch dies auf Grund seiner schiefen Einschätzung der objektiven Möglichkeiten der Produktivkraftentwicklung vermutet hatte.
Utopisches Denken bei Bloch und Marcuse meint bei beiden die Betonung der kritischen Funktion der Einbildungskraft, die die bessere Zukunft als ein Noch-Nicht antizipiert, das es auf Basis der bestehenden Entwicklungen praktisch zu fördern gilt. So betont Marcuse den kritischen Charakter der Phantasie, sie zeichne sich aus durch „einen hohen Grad der Unabhängigkeit vom Gegebenen, der Freiheit inmitten einer Welt von Unfreiheit. Im Hinausgehen über das Vorhandenen kann sie die Zukunft vorwegnehmen“[53]. Kritische Theorie „hat eine antizipierende, kritische Qualität. Auf Grund der Analyse der gegebenen Gesellschaft projiziert, entwirft die Theorie mögliche Praxis. [...] Sie bestimmt das Allgemeine im Besonderen; sie bringt die unmittelbaren, konkreten Erscheinungsformen der gegebenen Gesellschaft auf ihren Begriff, und sie begreift Tendenzen, die in der Praxis abgebogen und blockiert werden können“[54]. Ähnlich hebt Bloch z.B. hervor, dass im Tagtraum Bilder eines besseren Lebens, eines Noch-Nicht in Leben heraufphantasiert werden[55] und dass Phantasie Vorhandenes in die zukünftigen Möglichkeiten des Andersseins, Besserseins antizipierend fortsetzen würde[56].
Die Entwicklungsdynamik des Kapitalismus beruht auf der Akkumulation von ökonomischem (Waren, Geld), politischem (Entscheidungsmacht) und kulturellem Kapital (Normen, Werte, Bildung)[57]. Um dies zu erreichen, werden Maßnahmen gesetzt, die die Produktivität von Ökonomie, Politik und Kultur erhöhen, d.h. es kommt zu einer schnelleren Produktion von Waren, Entscheidungen und Normstrukturen, mehr ökonomische, politische und kulturelle Ressourcen werden in kürzerer Zeit produziert als zuvor. Diese Maßnahmen können als Entwicklung der Produktivkräfte Technik, Entscheidungsprozeduren und normative Institutionen gefaßt werden. Die Akkumulationsprozesse des Kapitalismus sind in Antagonismen eingebettet, nämlich in jene zwischen Besitzen und Nichtbesitzen (Ökonomie), Entscheiden und Nichtentscheiden (Politik) sowie Bewerten und Nichtbewerten (Kultur). Es handelt sich dabei um ökonomische Klassenverhältnisse und politisch-kulturell antagonistische Gesellschaftsverhältnisse. Diese relativ autonomen Antagonismen basieren auf einem allgemeinen Antagonismus zwischen Inklusion und Exklusion, Selbstbestimmung und Entfremdung. Unter dem ermöglichenden, bedingenden und einschränkenden Antrieb der Gesellschaftsverhältnisse kommt es zur Entwicklung der Produktivkräfte. Die Entwicklungsdynamik verläuft derart, dass es durch den permanenten Prozess der quantitativen Akkumulationen zu kritischen Punkten kommt, in denen Quantität in Qualität umschlägt, neue Qualitäten emergieren durch Negation der Negation[58]. Die Antagonismen entwickeln sich also derart, dass sich durch ihre Intensivierung und ihr komplexes Zusammenspiel Bifurkationspunkte einstellen. Die zukünftige Entwicklung im krisenhaften Bifurkationspunkt ist nicht determiniert (wohl aber durch die materielle Realität bedingt und in ihrer Vielfalt bis zu einem bestimmten Grad eingeschränkt), sondern abhängig von der Kreativität menschlicher Praxis. Es kann zur Emergenz eines neuen kapitalistischen Entwicklungsmodells kommen (wobei alte Antagonismen in neuer Form gesetzt und reproduziert werden), zum totalen Systemzusammenbruch oder zur Emergenz einer neuen, postkapitalistischen Gesellschaftsformation.
Fortschritt ist ein Verhältnisbegriff, verglichen werden können z.B. verschiedene Entwicklungsmodelle oder Gesellschaftsformationen. Fortschritt umfaßt mehrere Dimensionen:
· Technisch-ökonomisch bedeutet Fortschritt die Fähigkeit, mehr Güter in kürzerer Zeit zu produzieren.
· Politisch bedeutet Fortschritt eine verbesserte Teilhabe der Menschen an Entscheidungsprozessen.
· Kulturell bedeutet Fortschritt die verbesserte Partizipation der Menschen in normsetzenden Prozessen.
· Sozial bedeutet Fortschritt verbesserte Bedingungen in bezug auf: Existenz, Überleben, Wohlstand und soziale Absicherung für alle, gerechte Verteilung des Eigentums, Mitbestimmung, Selbstbestimmung, Wohlbefinden, Gesundheit, Kreativität, Phantasie, Bildung, Ausdrucksmöglichkeit, Wissen, geistige Betätigung, nichtoperationales-kritisches Denken, Entspannung, Vergnügen, Selbstverwirklichung, Freude, Frieden, Auseinandersetzung, das Schöne, Luxus, Muße, Leben in Einklang mit dem sozialen und ökologischen Umfeld, Befriedigung der objektiven und subjektiven Lebensbedürfnisse bei einem Minimum an harter Arbeit, Solidarität, Individualität.
Häufig wird Fortschritt auf die technische Produktivkraftentwicklung reduziert, es wird dann bspw. behauptet, jede Gesellschaftsformation stelle einen Fortschritt dar, da sie auf entwickelteren Produktivkräften beruhe[59]. Diese technikdeterministische Position läßt die Möglichkeit von Katastrophe, Barbarei und Rückschritt sowie die sozialen Dimensionen des Fortschritts außer acht. Der Fortschrittsbegriff darf also nicht auf die technischen Produktivkräfte beschränkt bleiben, sondern muss auch die Beziehungen zwischen den Menschen, die Gesellschaftsverhältnisse, umfassen. In antagonistischen Gesellschaftsformen kann die Mehrzahl der Menschen nur eingeschränkt an den Ergebnissen des technischen Fortschritts partizipieren, es handelt sich nur um einen Fortschritt durch sie, aber keinen Fortschritt für sie. Der Fortschritt für sie, der Fortschritt für alle, setzt veränderte Gesellschaftsverhältnisse voraus, er ist nicht rein technischer Fortschritt, sondern sozial-humaner Fortschritt auf Basis einer großen Negation der Negation der Gesellschaftsverhältnisse.
Marcuse und Bloch haben sich beide mit dem Fortschrittsbegriff auseinandergesetzt[60], von besonderem Interesse ist für beide dabei der Zusammehang Technik-Fortschritt. In ihren Ausführungen zeigen sich einige wesentliche Übereinstimmungen:
· Ein quantitativer Fortschrittsbegriff ist charakteristisch für die Wachstumsideologie des Kapitalismus, die davon ausgeht, dass aus dem quantitativen Wachstum der technischen Produktivität automatisch sozialer Fortschritt entsteht.
·
Fortschritt ist vorwiegend qualitativ zu fassen, er
bedeutet „eine ganze bessere Erde“[61]
und die Verbesserung der menschlichen Lage[62].
·
Fortschritt sei bezogen auf das Reich der Freiheit,
er bedeutet einen Schritt in Richtung dieses Reichs. Fortschritt benötige immer einen Sinn,
und dieser sei das Reich der Freiheit[63].
·
Produktivitätssteigerung durch technischen Fortschritt
sei notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung für das Reich der Freiheit.
·
Fortschritt verlaufe ungleichzeitig, im Kapitalismus
korrespondiere der technische Fortschritt heute auf Grund der Antagonismen,
in die die Technik eingebettet ist, nicht mit sozialem Fortschritt. „Der Fortschritt in beiden geschieht
offenbar nicht notwendig in gleicher Art, in gleichem Tempo und vor allem
mit gleichem Rang“[64]. Es ist „durchaus
nicht so, dass technischer Fortschritt humanitären Fortschritt automatisch
mit sich bringt. Es bleibt unausgemacht, wie der gesellschaftliche Reichtum
verteilt wird und in wessen Dienst die wachsenden Kenntnisse und Fähigkeiten
der Menschen treten. Technischer Fortschritt, der als solcher zwar die Vorbedingung
der Freiheit ist, bedeutet keineswegs auch schon die Realisierung größerer
Freiheit“[65].
·
In einer freien Gesellschaft müßte sich auch die Technik
qualitativ verändern, notwendig sei
eine am Menschen orientierte Technik. An die Stelle der „Überlistertechnik”[66]
trete dann, so Bloch, die „Allianztechnik”. In einer nicht auf Profit orientierten
Wirtschaft könne diese menschliche Arbeit ersparen und den Mensch entlasten[67]. Der Mensch
könne dann zu sich selbst und zur Natur in nichtentfremdete Verhältnisse treten,
sich in Gesellschaft und Natur beheimaten. Marcuse: „Die Vollendung
des technischen Fortschritts impliziert die bestimmte Negation dieser [der
im Kapitalismus entwickelten] Technik“[68].
Ein Umbau der Technik sei notwendig. „Eine qualitative Veränderung hängt von
einer Veränderung in der technischen Basis ab, auf der diese Gesellschaft
beruht. [...] Die Idee qualitativ anderer Formen technologischer Rationalität
gehört einem neuen historischen Projekt an“[69].
· Für Marcuse und Bloch vollzieht sich die Geschichte nicht als geradliniger Fortschritt. Qualitativer Fortschritt erscheint ihnen möglich, werde durch die Entwicklung der Produktivkräfte fundiert, sei aber nicht gewiß – ausschlaggebend sei das praxisorientierte soziale Handeln. Geschichte sei immer auch durch die mögliche Emergenz absoluter Rückschläge wie dem Nationalsozialismus konfrontiert. Der Fortschritt laufe in „keiner homogenen Zeitreihe“[70], Geschichte sei kein „festes Epos des Fortschritts“[71]. Die Zukunft sei nur „mögliche Befreiung“[72]. Der Weltlauf, so Bloch, sei offen und daher veränderbar. Zur fortschritlichen Veränderung sei ein in die Zukunft gerichtetes utopisches Denken notwendig, das sich in „tätiger Hoffnung“[73] manifestiert. Die Entwicklung schreitet „durch das Tun der Menschen fort – sie sind die wirkende Kraft der Geschichte, und die Alternativen und Entscheidungen liegen bei ihnen“[74]. Nichtlinearität der Geschichte bedeutet nicht, dass es einen durch Rückschläge und –entwicklungen unterbrochenen Fortschritt gibt, quasi einen weichen Automatismus, sondern dass die bestehenden Existenzbedingungen ein komplexes Multiversum an Möglichkeiten produzieren, aus dem bestimmte Aspekte durch menschliche Praxis realisiert werden. Die Betonung liegt dabei auf der menschlichen Praxis, denn zu oft wurde das menschliche Subjekt unter der These, der Fortschritt setze sich als Zickzacklinie durch, der Bedeutungslosigkeit preisgegeben. Historischer Fortschritt vollzieht sich weder automatisch hart noch weich, er muss auf Basis des Historischen-Möglichen durch den Menschen aktiv produziert werden. Gesellschaftliches Fortschreiten bedeutet immer Entwicklung vom Niederen zum Höheren nicht in einem ethischen, aber in einem historisch-logischen Sinn, nämlich der Emergenz neuer Qualitäten. Jede Entwicklung, egal ob technisch oder sozial fortschrittlich oder rückschrittlich, ist eine Einheit quantitativer und qualitativer Aspekte. Das Höhere kann dabei jederzeit auch einen Rückschritt zu weniger entwickelten Perioden darstellen, weder sozialer noch technischer Fortschritt – und dies betonen Marcuse und Bloch – sind ausgemachte Sache, sondern jederzeit mit der Dimension der Offenheit, des Noch-Nicht-Vollen und der Gefahr des Rückschritts behaftet.
· Es besteht ein Zusammenhang Nichtlinearität-Geschichte-Technik: „Der Fortschritt – eine Kategorie, die sich in der bestehenden Gesellschaft ausschließlich auf die Technik reduziert hat – ist als einheitlich, als wirklich geschehender niemals geradlinig; er verläuft vielmehr in einem Sprung, der Richtungsänderung setzt. Dieser Sprung wird von dem immer höher entwickelten Produktionsmittel Maschine nur nahegelegt“[75]. „Die wahrhaft befreienden Wirkungen der Technik sind im technischen Fortschritt als solchem nicht enthalten; sie setzen gesellschaftliche Veränderungen voraus, die sich auch auf die grundlegenden ökonomischen Institutionen und Verhältnisse erstrecken“[76].
Marcuse und Bloch betonen den ambivalenten, antagonistischen Charakter der modernen Technik. Technischer Fortschritt bringe zwar immer bessere Anlagen für ein Leben in Muße, Freiheit und ohne harte Arbeit mit sich, unter kapitalistischen Bedingungen zeige sich aber die technische Verstärkung von Ausbeutung, Herrschaft, Kontrolle und Manipulation. Beide sehen den Zusammenhang Technik-Utopie: Die moderne Technik verspreche das Reich der Freiheit, dieses müsse aber erst durch gesellschaftliche Praxis und Umformung gebildet werden. Freiheit sei ohne die Abschaffung harter Arbeit, Befriedigung der Lebensbedürfnisse bei einem Minimum an harter Arbeit, Umwandlung der Freizeit in freie Zeit und Befriedung des Kampfs ums Dasein nicht denkbar. Es wäre technikdeterministisch, wie Bloch von „technischen Utopien“ zu sprechen, da Freiheit und Fortschritt gesellschaftliche Verhältnisse sind und Technik ein gesellschaftliches Konstrukt, das in diese Verhältnisse eingeht. Aber es gibt sehr wohl technische Voraussetzungen der Freiheit.
Der Unterschied zwischen Bloch und Marcuse besteht in Bezug auf das Verhältnis Technik-Utopie darin, dass Marcuse davon ausgeht, die technischen Kräfte seien derart avanciert, dass der Sprung ins Reich der Freiheit heute möglich wäre; dieser werde aber durch die Utilisierung der manipulativen Dimension der Technik immer stärker unterbunden. Die „radikal fortschrittlichen Möglichkeiten“ bestehen darin, dass die Menschheit die historische Stufe erreicht hat, in der eine „Welt des Friedens [...] – eine Welt ohne Ausbeutung, Elend und Angst“[77] möglich ist. Die Vollendung des technischen Fortschritts könnte heute „zum inneren Ziel aller Technik führen, nämlich zur Beseitigung von Mangel und schwerer Arbeit“[78]. Für Bloch ist dies abstrakter Utopismus.
Wie
bereits ausgeführt, bestehen m.E. heute aber auf Grund des hohen Stands der
Produktivkraftentwicklung tatsächlich im Sinn Marcuses gute Voraussetzungen
für die objektiv-reale Möglichkeit des Reichs der Freiheit. Wir verfügen heute über die technischen
und organisatorischen Möglichkeiten, um eine bessere Welt als konkrete Utopie
auf die Tagesordnung zu setzen, doch zugleich schlagen die Produktivkräfte
in Destruktionskräfte um, die zu einer immer stärkeren Ausbeutung und Zerstörung
von Mensch und Natur führen. Diese Ambivalenz hat sich im globalen, informationellen
Kapitalismus weiter verschärft, es bestehen gleichzeitig große Chance und
große Risiken[79]
der gesellschaftlichen Entwicklung. Im informationellen Kapitalismus zeigen
sich Antagonismen zwischen computerbasierter Allianztechnologie und computerbasierter
„Megamaschine“ (Technik), informatikbasierter Umweltverschmutzung und informatikbasierter
Nachhaltigkeit (Ökologie), Information als kollektiver Ressorce (Open Source)
und proprietärem Gut (Ökonomie), E-Democracy und E-Big Brother (Politik) und
zwischen medienbasierter Noosphäre und medienbasierter Manipulation (Kultur)[80].
Derzeit dominiert die fremd- und profitbestimmte Seite dieser Antagonismen,
es kommt darauf an, durch gesellschaftliche Praxis das Verhältnis in Richtung
einer Stärkung von Selbstbestimmung, Solidarität und Kooperation umzukehren.
Der informationelle Kapitalismus ist ein
Resultat des Umschlagens von Quantität in Qualität, durch die Entwicklung
der Produktivkräfte emergierte eine Krise und im Anschluss daran ein neues
kapitalistisches Entwicklungsmodell mit neuen Qualitäten, die aber kapitalismusimmanent
bleiben. Die große human-fortschrittliche Negation der Negation steht
aus, ihre objektive Basis keimt aber immer stärker heran. Der potenziell soziale
Fortschritt schließt potenziell gegenteilige, widersprüchliche Entwicklungstendenzen
mit ein, beide Tendenzen existieren heute miteinander und gegeneinander. Zeiten
der kontinuierlichen Gesellschaftsentwicklung werden immer wieder von Zeiten
der diskontinuierlichen, krisenhaften Entwicklungen unterbrochen. In diesen
Entscheidungspunkten dynamisiert sich die Geschwindigkeit der Veränderung,
das emergierende Neue kann abhängig von menschlicher Praxis stärker geprägt
sein von sozial fortschrittlichen oder sozial rückschrittlichen Tendenzen.
Fortschritt ist eingebunden in die Dialektik von Kontinuität und Diskontinuität
und in die Dialektik von Notwendigkeit und Zufall. Die Entwicklungsdynamik
der (ökonomischen, politischen, kulturellen) Produktivkräfte bestimmt ein
Möglichkeitsfeld der zukünftigen Entwicklung, das sich durch widersprechende
Tendenzen in Richtung Fortschritt und Rückschritt auszeichnet. Das emergierende
Höhere im Bifurkationspunkt ist die praktische Verwirklichung dieser Möglichkeiten,
der Mensch als aktives Wesen dabei der entscheidende Faktor, der die Fähigkeit
besitzt, Tendenzen zu erkennen, unerwünschte Möglichkeiten abzuschwächen und
erwünschte zu befördern. Bloch und Marcuse eint in dieser Hinsicht eine praxisphilosophische
Herangehensweise an den Fortschrittsbegriff.
Die objektiven Voraussetzungen für ein Reich des Wohlstands und des Glücks für alle sind im informationellen Kapitalismus als Keimform gegeben, zur Verwandlung der Möglichkeit in Wirklichkeit fehlt jedoch das fortschrittliche Bewußtsein der Subjekte, die demgemäß progressiv-umgestaltend tätig werden. Die Bildung kritischen Massenbewußtseins wird in der Tat immer stärker unterbunden, im Wissenskapitalismus zeigen sich dazu neue, vernetzte, transnationale, computerbasierte Kontroll- und Manipulationsmöglichkeiten. Eine große diskontinuierliche Transformation ist heute objektiv möglich, aber subjektiv tatsächlich unwahrscheinlich. Revolutionsromantik ist daher fehl am Platz, notwendig ist zunächst eine realistische Politik des subjektiven Faktors, die sich um die Stärkung kritischen Bewußtseins kümmert, denn die Unterbindung kritischen Denkens ist heute das zentrale politische Problem der fortschrittlichen Kräfte. Zwei wesentliche Eckpunkte einer Politik des radikalen Reformismus sind eine zeitgemäße Medienpolitik und Grundeinkommen.
Die Wissensgesellschaft ist eine vernetzte Kommunikationsgesellschaft, ein Medienkapitalismus. Ein wachsender Teil unserer Erfahrungen und Kommunikationen funktioniert massenmedial gestützt, progressive politische Kräfte nützen die interaktive, multimediale, many-to-many-Kommunikation, die die neuen Medien bieten, zu wenig und zu ineffektiv zur Verbreitung ihrer Ideen. Die kapitalistischen Massenmedien sind immer stärker gekennzeichnet durch Monopolisierung und kommerzialisierte Standardisierung. Der liberalisierte Medienmarkt bietet vorwiegend eine Vielfalt der Einfalt, ein Mehr des gleichen inhalts- und anspruchslosen Standardprogramms. Der Boulevardisierung sollte eine progressive Medienstrategie entgegengesetzt werden, die auf den Aufbau von alternativen Massenmedien mit qualitativen Inhalten setzt, die Lust und zugleich kritisches Bewußtsein durch Edutainment fördern. Eine Gegeninformationsinitiative kann nur erfolgreich sein, wenn sie kommerziell organisiert ist und das boulevardeske Medienmonopol durch Ausnutzung der Marktkräfte in ein kritisches Medienmonopol zu transformieren trachtet, das die Menschen in Stand setzt, kritisches Denken selbstorganisiert zu erlernen. Das Monopol ist dabei kein Eigentumsmonopol, sondern ein Formmonopol der medialen Gestaltung, das auf Kritik und Selbstorganisation setzt. Progressive Medienpolitik, vermittelt mit der Höhe der Zeit meint keine traditionell-dogmatischen, sektiererischen, effizienzlosen „Alternativprojekte“ ohne Kapitalaufwand, sondern ein vollkapitalistisches linkes Medienbusiness gefüllt mit kritischen Inhalten. Das Gegenargument, dass dies unvereinbar wäre, ist reine Dogmatik. Insbesondere sollte das Konzept der offenen Kanäle, der freie öffentliche Internetzugang und die Förderung der kritischen Internet- und Mediennutzung im Bildungsbereich gestärkt werden. Freie Radios, Alternativmedien und offene Kanäle stellen bei ausreichender Förderung und Verbreitung zeitgemäße Mechanismen dar, um Meinungsfreiheit, Medienvielfalt, Partizipation und Demokratie zu stärken.
Die Informatisierung der Gesellschaft hat zu Produktivitätszuwächsen, einer Reduktion der Arbeitskosten und notwendigen Arbeitsstunden, einem starken Anstieg der Arbeitslosenzahlen und sektoralem Strukturwandel hin zu einer Dienstleistungsgesellschaft, in der keine Kompensation der ansteigenden Arbeitslosigkeit möglich ist, geführt. Das Zeitalter der Vollbeschäftigung (und der linken Vollbeschäftigungspolitik) ist unter diesen Bedingungen zu Ende, die Lohnarbeit steckt in einer Krise, die ein logisches Resultat der kapitalistischen Entwicklung darstellt. Auf das Ende der Arbeitsgesellschaft muss mit innovativen Regulationsmaßnahmen geantwortet werden. Eine zeitgemäße, fortschrittliche Maßnahme stellt die Einführung eines ausreichenden universellen, bedingungslosen Grundeinkommens dar. Darunter ist ein bedürfnissicherendes Einkommen zu verstehen, das durch eine politische Gemeinschaft an alle Mitglieder bedingungslos auf einer individuellen Basis ohne Bedürfnisfeststellung und Arbeitsnotwendigkeit bezahlt wird[81]. Grundeinkommen wird an alle Menschen leistungsunabhängig bezahlt und über eine Besteuerung von Kapital und hohen Einkommen finanziert. Grundeinkommen trägt der Tatsache Rechnung, dass es heute unrealistisch (und nicht wünschenswert) ist, dass alle Menschen lebenslang 40 Stunden wöchentlich arbeiten.
Grundeinkommen eröffnet einen Möglichkeitsraum für Muße, Selbstbestimmung, Kreativität und Selbstentwicklung. Es ist ein Schritt zur Aufhebung der Entfremdung und zur Rückkehr des Menschen in sich selbst als einem zur Selbstbestimmung fähigen Wesen. Es stellt einen Vorgriff auf ein Leben in einer Gesellschaft dar, in der das Verhalten der Menschen nicht durch ökonomische Zwänge und Notwendigkeiten bestimmt wird, sondern in der ein Maximum an freien, selbstbestimmten Tätigkeiten existiert. Grundeinkommen bedeutet konkrete Utopie und Antizipation des Reichs der Freiheit. Die Entwicklung kritischen Bewußtseins braucht Zeit, Institutionen und Möglichkeiten zur Auseinandersetzung. Dies ist unter den heutigen, angst- und stress-durchtränkten Bedingungen für viele kaum gegeben. Der Stärkung kritischer Reflexionsfähigkeit fehlt der Entfaltungsraum. Grundeinkommen kann einen Beitrag zur Demokratisierung und Stärkung der gesellschaftlichen Reflexionsfähigkeit leisten, indem es den Menschen mehr Zeit und Raum für das Erlernen, die Selbstorganisation und das Ausprobieren kritischen Denkens und Handelns zur Verfügung stellt. Eine Gesellschaft mit Fähigkeit zur Selbstkritik benötigt Menschen, die kritikfähig und kritisch sind und sich politisch engagieren und beteiligen. Sind Reflexionsmechanismen, die eine kritische Überprüfung der Entwicklung ermöglichen, nicht gegeben oder werden unterbunden, so wird die Gesellschaft tendenziell totalitär. Grundeinkommen kann der Entpolitisierung entgegenwirken, indem es Freiräume für politisches Engagement in NGOs eröffnet. Durch mehr freie Zeit können sich neue Formen der politischen Gestaltung und Kooperation ergeben. Grundeinkommen kann einen wesentlichen, innovativen Beitrag zur Stärkung der Kritikfähigkeit leisten, daher ist es zentraler Bestandteil einer Politik des subjektiven Faktors.
Eine Medienpolitik, die auf Offenheit und Basisinitiative setzt, und Grundeinkommen sind keine Selbstzwecke, sondern reagieren auf die Unterbindung kritischer Subjektivität im Rahmen einer Politik des radikalen Reformismus. Sie sehen das Fernziel antizipiert in der näheren Etappe und tragen der Tatsache Rechnung, dass die reifen objektiven Bedingungen mit unreifen subjektiven Faktoren konfrontiert sind, die es erst durch die Förderung von Selbstengagement kritisch auszubilden gilt. Für die Entwicklung kritischer Fähigkeiten brauchen die Menschen ausreichende Zeit und ausreichenden Raum. Progressive Medienpolitik möchte eine räumliche Infrastruktur und Politik des Grundeinkommens eine materielle Zeitbasis zur Stärkung kritischen Denkens zur Verfügung stellen. Radikal-reformistische Politik des subjektiven Faktors ist Helfer auf den Wegen zum Ziel, sie bricht mit den traditionellen als progressiv imaginierten Formen der Politik und deren Dogmen, sie erkennt, dass zur Zielerreichung zusätzliche innovative Formen notwendig sind, die auf der Höhe der Zeit mit den materiellen Existenzbedingungen ausreichend und umfassend vermittelt sind. Das Verhältnis von reformerischer kontinuierlicher Umgestaltung und diskontinuierlicher Umgestaltung ist kein Dualismus, sondern ein wechselseitiges Verhältnis, wobei durch die Politik der kleinen Schritte die (heute extrem schlechten) Bedingungen für weitergehende Kritik verbessert werden.
[1] So sprechen Marx und Engels bspw. von „phantastischen Schilderungen der zukünftigen Gesellschaft“ (Karl Marx/Friedrich Engels: Manifest der kommunistischen Partei, MEW 4, Berlin 1848, S. 490 oder von „reiner Phantasterei“ (Friedrich Engels: Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, MEW 19, Berlin 1889, S. 194).
[2] Friedrich Engels: Die Entwicklung..., a.a.O., S. 194
[3] Friedrich Engels: Herrn Eugen Dühring's Umwälzung der Wissenschaft, MEW 21, Berlin 1877/78, S. 247.
[4] vgl. Herbert Marcuse: Triebstruktur und Gesellschaft, Schriften 5, Frankfurt/Main, 1957, S. 126, 130, 131, 136.
[5] a.a.O, S. 131.
[6] a.a.O., S. 124-138.
[7] Herbert Marcuse: Der eindimensionale Mensch, München 1998, dtv, S. 24, 160, 182, 264.
[8] a.a.O., S. 264.
[9] Herbert Marcuse: „Das Ende der Utopie“ in: ders,: Psychoanalyse und Politik, Frankfurt/Main 1968, S. 69-78.
[10] a.a.O., S. 69.
[11] a.a.O., S. 70.
[12] a.a.O., S. 71.
[13] Ernst Bloch: Das Prinzip Hoffnung, Frankfurt/Main 1959, S. 58f.
[14] a.a.O., S. 72+77. Noch deutlicher argumentierte Marcuse für den Nichtgebrauch der Kategorie an anderer Stelle: „Das Wort ‚Utopie’ sollte unter Sozialisten nicht mehr gebraucht werden, weil das, was als utopisch ausgegeben wird, durchaus nicht utopisch ist. Ein Beispiel: die Abschaffung der Armut, des Elends. Heute ist der gesellschaftliche Reichtum so groß, dass bei einer vernünftigen Organisation der Produktivkräfte die Überwindung der Armut in der Welt in einigen Jahren möglich wäre“ (Herbert Marcuse et al.: Gespräche mit Herbert Marcuse, Frankfurt/Main 1978/1996, S. 98).
[15] Herbert Marcuse: „Das Ende...“, a.a.O., S. 70.
[16] Pierre Furter: „Ernst Blochs ‚Prinzip Hoffnung’ in der Diskussion übers utopische Denken“ (1966) in: Burghart Schmidt (Hg.): Materialien zu Ernst Blochs „Prinzip Hoffnunf“, Frankfurt/Main 1977, S. 581.
[17] Ernst Bloch: Tübinger Einleitung in die Philosophie, Frankfurt/Main 1970, S. 95.
[18] Ernst Bloch: Das Prinzip..., a.a.O., S. 164
[19] a.a.O., S. 675.
[20] Ernst Bloch: Tübinger..., a.a.O., S. 98.
[21] Ernst Bloch: Das Prinzip..., a.a.O., S. 164f
[22] a.a.O., S. 165.
[23] a.a.O., S. 285.
[24] a.a.O., S. 727.
[25] Ernst Bloch: Tübinger..., a.a.O., S. 208f.
[26] Ernst Bloch: Das Prinzip..., a.a.O., S. 360
[27] a.a.O., S. 203.
[28] a.a.O, S. 180.
[29] Bloch spricht beispielsweise vom „utopischen Endzustand“
(Das Prinzip..., S. 336f) und vom Ultimum als letzter, höchsten Neuheit
(a.a.O., S. 233).
[30] Herbert Marcuse: Versuch über die Befreiung, Schriften 8, Frankfurt/Main 1969, S. 242.
[31] a.a.O., S. 244.
[32] Herbert Marcuse: „Protosozialismus und Spätkapitalismus – Versuch einer revolutionstheoretischen Synthese von Bahros Ansatz“ in: Detlev Clausen (Hg.): Spuren der Befreiung, Darmstadt 1981, S. 90.
[33] Herbert Marcuse: Freiheit und Notwendigkeit, Schriften 8, Frankfurt/Main 1968, S. 227. Die Ambivalenz und tw. etwas unvorsichtige Verwendung des Utopiebegriffs zeigt sich auch in selber Arbeit, wenn Marcuse meint, dass die aktuelle Revolte gezeigt habe, dass die Hoffnung auf einen neuen Sozialismus „nicht völlig utopisch ist“ (a.a.O., S. 235).
[34] Herbert Marcuse: Zeit-Messungen, Schriften 9, Frankfurt/Main 1975, S. 150. Paradoxerweise spricht auch in dieser Arbeit Marcuse von einem Gegensatz von Utopie und Realität (a.a.O., S. 141) und von Utopie als Ideologie (a.a.O., S. 148), ohne eine Unterscheidung zwischen abstrakter und konkreter Utopie zu treffen.
[35] Herbert Marcuse: „Ökologie und Gesellschaftskritik“, in: Peter-Erwin Jansen (Hg.): Befreiung denken. Ein politischer Imperativ. Offenbach 1989, S. 47.
[36] Herbert Marcuse et al.: Gespräche..., a.a.O., S. 45.
[37] Herbert Marcuse: Der eindimensionale...., a.a.O., S. 232.
[38] vgl. detailliert: Christian Fuchs: „Zur Aktualität des Denkens Herbert Marcuses“ in: ders.: Krise und Kritik in der Informationsgesellschaft, Norderstedt 2002, S. 20-67.
[39] Ernst Bloch: Tagträume vom aufrechten Gang (Interviews), Frankfurt/Main 1977, S. 115.
[40] a.a.O., S. 124f.
[41] Helmut Fahrenbach: „Das Utopieproblem in Marcuses Kritischer Theorie und Sozialismuskonzeption“ in: Institut für Sozialforschung (Hg.): Kritik und Utopie im Werk von Herbert Marcuse, Frankfurt/Main 1992, S. 89.
[42] Beides: Berechnungen nach Daten aus: U.S. Bureau of Labor Online Statistics, http://www.bls.gov
[43] vgl. Christian Fuchs: „Globalisation
and Self-Organisation“ in: TripleC. E-Journal for Cognition, Communication,
Co-operation. Jg. 1, Nr. 2, http://triplec.uti.at
[44] vgl. Christian Fuchs: „Co-operation and Self-Organisation“ in: TripleC. E-Journal for Cognition, Communication, Co-operation. Jg. 1, Nr. 1, http://triplec.uti.at
[45] vgl. Christian
Fuchs: Krise und Kritik in der Informationsgesellschaft, a.a.O.;
ders.: Globalisation and Self-Organisation, a.a.O.; Manuel Castells:
Internet Galaxy. Reflections on Internet, Business, and Society, Oxford 2001; Manuel Castells: The
Rise of Network Society,Oxford/Malden 1996.
[46] Peter Kropotkin: Die Eroberung des Brotes, Bern/Grafenau 1989 (1892).
[47] Alexander Berkmann: ABC des Anarchismus, Grafenau 1999 (1929).
[48] Erich Mühsam: Befreiung der Gesellschaft vom Staat, Berlin 1988 (1932).
[49] Rudolf Rocker: Aufsatzsammlung, 2 Bände, Frankfurt 1980 (Bd. 1: 1919-1933, Bd. 2: 1949-1953). ders.: Anarchismus und Anarcho-Syndikalismus, Berlin 1979 (1947).
[50] Für einige wenige Grundlagen einer solchen
Diskussion vgl. Christian Fuchs: Soziale Selbstorganisation im informationsgesellschaftlichen
Kapitalismus, Norderstedt 2001.
[51] Noam Chomsky: „Notes on Anarchism“
in: ders.: For Reasons of State, New York 1973.
[52] Ernst Bloch: Das Prinzip, a.a.O., S. 668f.
[53] Herbert Marcuse: „Philosophie und kritische Theorie“ in: ders.: Kultur und Gesellschaft 1, Frankfurt/Main 1965, S. S. 122.
[54] Herbert Marcuse: Zeit-Messungen, a.a.O., S. 143.
[55] Ernst Bloch: Tübinger..., a.a.O., S. 92.
[56] Ernst Bloch: Das Prinzip..., a.a.O., S. 164.
[57] Christian Fuchs:
„Some Implications of Pierre Bourdieu’s Works for a Theory of Social Self-Organization”,
in European Journal of Social Theory, Vol. 6 (2003), Nr. 4, S. 385-406.
[58] Christian Fuchs: „The Self-Organisation of Modern
Society”, in Studies in Political
Economy, Vol. 25 (2003) (im Erscheinen, zur Publikation angenommen).
[59] Dass eine solche Annahme falsch ist hat sich praktisch erwiesen: Der Realsozialismus stellt zwar eine neue Phase der Gesellschaftsentwicklung dar, zeichnete sich aber durch eine wesentliche niedrigere Produktivität und durch schlechter entwickelte Produktivkräfte als der Kapitalismus aus, was auch zu seinem Untergang beitrug.
[60] von größter Relevanz sind dabei: Ernst Bloch: „Differenzierungen im Begriff Fortschritt“ in: Tübinger..., a.a.O., S. 118-153. Herbert Marcuse: „Die Idee des Fortschritts im Licht der Psychoanalyse“, in Psychoanalyse und Politik, a.a.O., S. 35-53.
[61] Bloch: Tübinger..., a.a.O., S. 146
[62] Marcuse: Der eindimensionale..., a.a.O., S. 36
[63] Bloch: Tübinger, a.a.O., S. 144
[64] a.a.O., S. 122.
[65] Marcuse: „Die Idee des Fortschritts...“, a.a.O., S. 36. Zum Technikbegriff Marcuses siehe umfassend: Christian Fuchs: „Zur Aktualität...“, a.a.O., S. 22-36.
[66] Bloch: Das Prinzip..., a.a.O., S. 783f
[67] a.a.O., S. 1055.
[68] Marcuse: „Das
Problem des sozialen Wandels in der technologischen Gesellschaft“ In Nachgelassene Schriften 1, Lüneburg 1999 (1961), S. 65.
[69] a.a.O., S. 65f.
[70] Bloch: Tübinger, a.a.O., S. 137.
[71] Ernst Bloch: Thomas Münzer als Theologe der Revolution, Frankfurt/Main 1921, S. 14
[72] Marcuse: Versuch über die..., a.a.O., S. 314.
[73] Bloch: Tübinger, a.a.O., S. 230.
[74] Marcuse: Die Gesellschaftslehre des sowjetischen Marxismus,
Schriften
6, Frankfurt/Main 1964, S. 26.
[75] Bloch: Das Prinzip..., a.a.O., S. 1055f
[76] Marcuse: Die Gesellschaftslehre..., a.a.O., S. 238.
[77] Marcuse: „Bemerkungen zu einer Neubestimmung der Kultur“,
in Schriften 8, Frankfurt/Main 1965. S. 123.
[78] Marcuse: Die Gesellschaftslehre..., a.a.O., S. 21.
[79] Christian Fuchs/Wolfgang Hofkirchner: Studienbuch Informatik und Gesellschaft, Norderstedt 2003.
[80] ebd.
[81] vgl. VisionATTAC/FeministATTAC: Positionspapier Grundeinkommen, Wien 2003, http://attac-austria.org/download/grundeinkommen_visionattac_fema.pdf Christian Fuchs: „Informtioneller Kapitalismus und die Forderung nach einem universellen, bedingungslosen Grundeinkommen“, Wien 2002, http://cartoon.iguw.tuwien.ac.at/christian/infogestechn/grundeinkommen.html Christian Fuchs: „Globalisierung braucht Grundeinkommen“ in KSÖ-Dossier, 3/2003, S. 12-14. http://cartoon.iguw.tuwien.ac.at/christian/infogestechn/globge.html